Erinnerung an den Aufstand in der DDR

Vor 71 Jahren erhoben sich viele Bürgerinnen und Bürger in der DDR gegen die SED-Herrschaft, gegen deren Diktatur wie die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen. Mit starker Hilfe der Stasi, „Schild und Schwert“ der PDS-Vorgängerin SED, wurde der Aufstand brutal niedergeschlagen. Es gab Tote und Verletzte. Wir haben zum Beispiel seitens der Jungen Union S-H, deren Landesvorsitzender ich damals war, am 17. Juni 1975 mit einer Demonstration in Plön unter Beteiligung von rund 3000 Bürgerinnen und Bürgern auf das SED-Unrecht hingewiesen und Freiheit und Selbstbestimmung für die Menschen in der DDR gefordert. Wir haben damals und später nicht geschwiegen. Unrecht ist und bleibt Unrecht.

Die unmenschliche SED-Diktatur nicht vergessen

Vor 31 Jahren fiel die Mauer. Sie wurde von der PDS-Vorgängerin SED gebaut. Mit Mauer und Stacheldraht, Schießbefehl und unmenschlicher Grenzsicherung. Eine Reihe von DDR-Bürgern, die in die Freiheit wollten, verloren ihr Leben. Mauer und Schießbefehl sicherten aber auch die SED-Diktatur nach innen. Das MfS, Schild und Schwert der SED, sperrte unschuldige Menschen ein, hörte Millionen Bürger illegal ab und führte geheime Dossiers über sie. Mit Hilfe von mehr als 100 000 zumeist schwerst linientreuen SED-Genossen und Hunderttausenden Spitzeln. In Leipzig begannen seit Anfang der 80er Jahre Bürger, unter dem Dach der Kirche Widerstand aufzubauen. Am 9. Okt. 1989 zogen 70 000 durch die Stadt. Trotz Panzer und Truppen in den Nebenstraßen. Ein Bild von der Demo hängt in meinem Büro.

Die Einheit ist ein Glück

Mein „Einheitsbuddeln“ war in diesem Jahr in Heikendorf. Dort haben wir auf dem Heidberg Bäume geplanzt. Auf dem Gelände steht ein Gedenkstein mit den zentralen Werten: Einigkeit und Recht und Freiheit. Bürgermeister Tade Peetz würdigte in seiner Ansprache die Einheit als Tag des Glücks. In den 30 Jahren sei viel erreicht worden. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Verbände, Gilden, Parteien (unsere Ortsvorsitzende Kathrin Güldenzoph schaufelte fleißig mit) und die Heikendorfer Abgeordneten im Kreistag Dr. Bettina Bonde, Hans-Herbert Pohl und Gunnar Schulz beteiligten sich. Am Ende der Veranstaltung sangen wir die Nationalhymne, angestimmt vom früheren Bürgermeister und „Brummelbuttjer“ Alexander Orth. Sehr interessante Gespräche über diedamalige Lage in der DDR und und an der Grenze begleiteten den Vormittag.

30 Jahre Deutsche Einheit

Heute feiern wir 30 Jahre Deutsche Einheit. Am 3. Oktober 1990 vollendete sich in der Regierungszeit des Bundeskanzlers Helmut Kohl, worauf wir so lange gewartet und gehofft hatten. Nach dem von SED und MfS am 17. Juni 1953 blutig niedergeschlagenen Volksaufstand sagte der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer: „Wir werden nicht ruhen und wir werden nicht rasten – diesen Schwur lege ich ab für das gesamte deutsche Volk – bis ganz Deutschland wieder vereint ist in Frieden und Freiheit.“ Dies ist gelungen und wir dürfen dankbar dafür sein. Vieles ist in den vergangenen 30 Jahren erreicht worden – aber es steht auch noch einige Arbeit bevor. Das Wichtigste aber ist geschafft und bleibt: Die Deutsche Einheit. In Frieden und Freiheit.

Die Deutsche Einheit war nicht selbstverständlich

Landtagsdebatte zu 30 Jahren Deutsche Einheit. Ich habe mich beteiligt. Der größte Dank gilt dem Mut der Bürgerinnen und Bürgern in der DDR, die für Frieden und Freiheit kämpften. In Leipzig standen am 9. Okt. 1989 Panzer und Truppen in den Nebenstraßen von Leipzig, als 70 000 gegen die SED-Diktatur demonstrierten. Diese Demo war entscheidend für den Weg in die Freiheit. Einstimmig haben wir im Landtag einen Antrag zur Einheit (DS 19/2436 (neu)) verabschiedet.

Wir haben an die Einheit geglaubt

Der Fall der Mauer – einer der glücklichsten Tage in der deutschen Geschichte. Ihr Bau im August 1961 durch die SED bedeutete für die allermeisten in der DDR der Verlust der Freiheit. Verwandte, Familien, Freunde wurden getrennt, Mauer und Grenzsicherung immer mehr perfektioniert. Der Schießbefehl – ein Verbrechen gegen die Menschenwürde. Wir, die junge Generation in der CDU S-H, haben immer an die Einheit geglaubt und uns für sie eingesetzt. Für uns blieb die DDR „der andere Teil Deutschlands“ – so der Beschluss des Landestages. Die Opferverbände mit Ansprechpartner Michael Schulz erinnern in diesen Tagen mit einer Broschüre an jene, die ihr Leben an der Grenze verloren, wie 1976 Michael Gartenschläger.

„Egon, mach die Grenze auf, es hat keinen Zweck mehr“

Wie kam es am 9. November 1989 zum Fall der Mauer? Handelte ein Stasi-Offizier eigenmächtig? Daran glaube ich nicht, das hätte keiner gewagt. Viel glaubwürdiger erscheint mir, was mir der einst mächtige SED-Mann Alexander Schalck-Golodkowski einige Jahre später sagte: Er habe neben Egon Krenz gesessen und diesem am Abend gesagt: Egon, mach die Grenze auf, es hat keinen Zweck mehr. Ich habe Schalck als einen sehr klugen Analytiker kennen gelernt. SED-Diktatur und der Sozialismus waren 1989 am Ende, die Bürger wollten Freiheit und ein besseres Leben. Ihnen und besonders Helmut Kohl, Willy Brandt, Hans-Dietrich Genscher, George Bush, Ronald Reagan und Michail Gorbatschow verdanken wir unsere lang ersehnte Einheit.

Über die Demo der 70 000 stürzte die SED

Vor 30 Jahren war ein entscheidender Tag für den SED-Sturz. 70 000 Bürger demonstrierten in Leipzig, Panzer waren verdeckt aufgefahren. Die Bilder der Demo wurden geheim in den Westen gebracht und ausgestrahlt. Dies stärkte die Opposition entscheidend. Gewalt konnte die SED-Spitze nicht mehr riskieren. Seit 1982 hatte sich in Kirchen der Widerstand langsam aufgebaut. Ein Bild von der Demo hängt in meinem Büro im Landeshaus – mir ist dies wichtig. Als absurd empfinde ich die Debatte, ob die DDR ein Unrechtsstaat war. Natürlich war sie das. Das „Recht“ in der DDR bestimmte die SED-Diktatur mit der Stasi, ihr „Schild und Schwert“. Und das ist Unrecht. Dies festzuhalten, sind wir auch den (vielen) Opfern schuldig.

„Egon, mach die Grenze auf, es hat keinen Zweck mehr“ – so soll es nach den Worten von Alexander Schalck-Golodkowski zur Öffnung der Mauer am 9. November 1989 gekommen sein

Dass in der DDR und im Ostblock viel in Bewegung war, dass die Diktaturen um ihre Macht kämpfen musste, dass die Bürger Freiheit, Demokratie und Wohlstand wollten, das war seit längerem zu erkennen. Michail Gorbatschow, der mit Glasnost und Perestroika die Sowjet-Alleinherrschaft der kommunistischen Partei zu retten versuchte, hatte bei seinem Besuch in der DDR Anfang Oktober 1989 Erich Honecker und dessen Vertraute zum politischen Abschuss freigegeben. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ – das war so deutlich, dass es niemand überhören konnte.

Und seit Monaten hatte es, wie wir später erfuhren, geheime Gespräche von Politbüromitgliedern gegeben, wie mit einer sanften Revolution die völlig marode, am Boden liegende Wirtschaft noch etwas länger über die Runden gerettet werden könne. Alexander Schalck-Golodkowski hat mir einige Jahre später bei einem mehrere Tage dauernden Interview am Tegernsee dazu einiges berichtet.

Einige sahen die Katastrophe kommen – die Stasi hatte in einem Geheimbericht die fast ausweglose wirtschaftliche Situation dargestellt -, andere wie Honecker und sein für die Wirtschaft zuständiger vertrauter Genosse Mittag träumten nach wie vor und gingen vorzugsweise lieber zu Jagd. Die Opposition im Land hatte sich seit Jahren formiert und wurde stärker. Ausbürgerungen, hartes Stasi-Durchgreifen und immer neue Einschüchterungen konnten aber die Entwicklung nur verzögern.

Dennoch – mit dem Fall der Mauer rechnete man an diesem 9. November 1989 nicht. Zu zementiert schien immer noch das SED-System. Wie meist war ich auch an diesem Abend nach Produktion der 2. Ausgabe der WELT, die um 19.30 Uhr des Tages in Druck ging, noch im Produktionsraum.

Dann die Nachricht. Meine Kolleginnen und Kollegen und ich waren wie elektrisiert, jubelten. Wie im Bundestag, wo die Nationalhymne angestimmt wurde, wir hatten natürlich Fernsehen an. Was für ein Augenblick, was für eine Stunde, was für ein Jahr, was für ein Jahrhundert. Die Mauer fällt – woran ich immer geglaubt habe. In meiner Zeit als JU-Landesvorsitzender in den 70er Jahren war es eine Selbstverständlichkeit, dass wir gegen die Mauer und für die Deutsche Einheit demonstrierten.

In der WELT-Redaktion ging es sofort an diesem Abend an die Arbeit, in Deutschland war die erste Stunde auf dem Weg zur Einheit angebrochen. Wie kam es zum Mauerfall? Handelte ein Stasi-Offizier eigenmächtig? Daran glaube ich nicht, das hätte kein Stasi-Offizier gewagt. Viel glaubwürdiger erscheint mir, was mir Alexander Schalck-Golodkowski sagte: Er habe neben Egon Krenz gesessen und diesem am Abend gesagt: Egon, mach die Grenze auf, es hat keinen Zweck mehr. Ich habe Schalck-Golodkowski als einen sehr intelligenten, klugen Analytiker kennen gelernt.

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Werner Kalinka erlebte den Fall der Mauer in der Zeit als Redakteur der WELT in Bonn.

„Unrecht währt nicht ewig – der Fall der Mauer zeigt es“

„Das Gerüst unserer Gesellschaft ist die Demokratie. Ihre Eckpfeiler müssen immer wieder erkämpft und gesichert werden. Der Mauerfall und die Einheit sollten Ansporn sein, sich für die Demokratie aktiv zu engagieren“, so der Plöner CDU-Kreisvorsitzende Werner Kalinka MdL auf der Veranstaltung der CDU, der Senioren-Union und der CDA zu 30 Jahren Mauerfall im „Giekauer Kroog“. Zuvor hatten die 130 Gäste an einer Andacht in der St. Johannes-Kirche mit Pastor Günther Suckow teilgenommen.

Es sei den Bürgern in der DDR, die sich nicht mit SED-Unrecht und Unfreiheit abfinden wollten, zu verdanken, dass Mauer und SED eingestürzt seien. Der Abgeordnete und Buchautor („Stasi und kein Ende, 1991; „Schicksal DDR“, 1997): „Unrecht währt nicht ewig – der Fall der Mauer zeigt es.“

Besonderer Dank gebühre den Bundeskanzlern Helmut Kohl und Willy Brandt, zu deren politischen Visionen immer die Einheit gehört habe, wie auch den USA und insbesondere deren Präsidenten Ronald Reagan („Herr Gorbatschow, öffnen Sie die Mauer, 1987) und George Bush. Zudem natürlich dem früheren Sowjet-Präsidenten Michail Gorbatschow („Glasnost und Perestojka“), der den Sturz der SED nicht verhinderte („Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“) und der Einheit zustimmte.

Kalinka: „Mit der brutalen Stasi wurde die SED-Diktatur lange gesichert. Millionen Bürger wurden bespitzelt, Menschenrechte wurden missachtet, es wurde misshandelt, Kinder wurden den Eltern zwangsweise weggenommen, Wahlen wurden hemmungslos manipuliert, die Justiz war SED-gelenkt, es gab Zwangsumsiedlungen, Enteignungen, Mauer, Stacheldraht, Schießbefehl, es gab Aufträge zu Morden, Hilfe für Terroristen aus dem Westen. So etwas darf nie wieder geschehen.“

In einer gleichfalls sehr interessanten Gesprächsrunde unter der Leitung der Kreisvorsitzenden der Senioren-Union, Helga Jessen, schilderten Renate und Alfred Kostbade ihre dramatische Flucht über die Ostsee von Kühlungsborn nach Fehmarn. Karl-Heinz Fahrenkrog berichtete über den Aufbau einer funktionierenden Polizei, Ilse Paetow über Kirche und Landleben vor und nach der Wende. Michael Schulz sprach über das Schicksal der Opfer an der Grenze, Buchautor Helmut Stephan (Buch „Zerrissene Spur“) über seine Flucht und Leiden. Lothar Obst legte dar, wie 1976 von DDR-Seite aus Michael Gartenschläger erschossen wurde, der zuvor die Splittermine SM 70 abgebaut hatte. Eine besonders verletzende Mine, deren Existenz die SED-Spitze bis dahin strikt geleugnet hatte.

Eingangs hatten der Landesvorsitzende der Senioren-Union, Wolfgang Börnsen, Kreispräsident Stefan Leyk, Ortsvorsitzender Hauke Stenzel und die Vorsitzende der S-U Mecklenburg-Vorpommern, Helga Karp, die Bedeutung des Mauerfalls und eigene Erlebnisse beeindruckend geschildert. Zu den Gästen zählten Bürgermeisterin Hildegard Mersmann und Bürgermeister Tade Peetz, die in ihren Gemeinden Mönkeberg und Heikendorf tags zuvor mit eigenen Veranstaltungen an den Mauerfall vor 30 Jahren erinnert hatten. Umrahmt wurde die Veranstaltung in Giekau von der Musikgruppe „Handgemacht.“