Die Junge Union (JU) spricht sich für die Urwahl bei der Kanzlerkandidatur aus. Ein Vorschlag, der eine ernsthafte Debatte verdient. Man braucht sich ja nur Wahlergebnisse, Trend und Umfragen anzusehen, um daraus auch die Folgerung zu ziehen, dass möglichst viele Mitglieder und Wähler in die politische Meinungsbildung einbezogen werden sollten. Und dazu gehören auch personelle Entscheidungen. Bei uns im Kreis Plön findet bei der CDU seit 1978 (damals wurde ich erstmals Kreisvorsitzender) die Wahl des Kreisvorstandes durch die Mitglieder statt. Bei damals zuweilen 700 Mitgliedern auf Parteitagen organisatorisch nicht ganz einfach, aber es hat geklappt. Und politisch war und ist es allemal ein Gewinn.
CDU
Der Rechtsextremismus – eine sehr ernste Gefahr
Schrecklich, was in Halle geschah und geplant war. „Dieses brutale Verbrechen ist eine Schande für unser Land. Angesichts der deutschen Geschichte hätte das eigentlich nicht passieren dürfen. Die Bedrohungslage durch Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus ist sehr hoch“, so Innenminister Horst Seehofer. Dies gelte auch für Gewaltbereitschaft und Waffenaffinität. 12 000 gewaltbereite Rechtsextremisten, Drohungen, Anschläge, Morde – der Rechtsextremismus ist eine sehr ernste Gefahr. Erhöhter Schutz für jüdische Einrichtungen, ein konsequentes Handeln gegen Darknet, Beleidigungen und Einschüchterungsversuche sind nötig. Hass und Gewalt müssen entschieden bekämpft werden.
Über die Demo der 70 000 stürzte die SED
Vor 30 Jahren war ein entscheidender Tag für den SED-Sturz. 70 000 Bürger demonstrierten in Leipzig, Panzer waren verdeckt aufgefahren. Die Bilder der Demo wurden geheim in den Westen gebracht und ausgestrahlt. Dies stärkte die Opposition entscheidend. Gewalt konnte die SED-Spitze nicht mehr riskieren. Seit 1982 hatte sich in Kirchen der Widerstand langsam aufgebaut. Ein Bild von der Demo hängt in meinem Büro im Landeshaus – mir ist dies wichtig. Als absurd empfinde ich die Debatte, ob die DDR ein Unrechtsstaat war. Natürlich war sie das. Das „Recht“ in der DDR bestimmte die SED-Diktatur mit der Stasi, ihr „Schild und Schwert“. Und das ist Unrecht. Dies festzuhalten, sind wir auch den (vielen) Opfern schuldig.

Beim Landeserntedankfest Impulse für die Landwirtschaft
Eindrucksvoll, ausstrahlend – das Landeserntedankfest 2019 in Schönberg. Dank an die Landwirtschaft! Ein großes Lob und Dankeschön auch an alle Beteiligten und Unterstützer, vor allem an die Kirchengemeinde. Nach dem Umzug der Erntewagen am Samstag der Gottesdienst am Sonntag mit der Erntekrone in der Kirche, zudem Bauernmarkt, Musik, Diskussionen, persönliche Gespräche, Nachdenklichkeit, kulinarische Gastlichkeit. Einfühlsame Worte von Bischof Gothart Magaard in der Predigt, von Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht und Bauernpräsident Werner Schwarz in den Ansprachen zur Situation der Landwirtschaft.

Schleswig-Holstein blickt nach Schönberg
Durchwachsenes Wetter – aber viele Bürgerinnen und Bürger beim ersten Tag des Landeserntedankfestes. Festumzug mit Erntewagen der Probstei, Trachtengruppen und Pferdegespannen durch Schönberg, Andacht in der Kirche, Bauernmarkt, viele gute Gespräche. Ich war im Erntewagen aus Fiefbergen dabei. Darüber habe ich mich sehr gefreut. In Fiefbergen bin ich geboren, aufgewachsen und auch heute oft und gern – Heimat.
Sandbilder zur Deutschen Einheit
Sehr beeindruckend empfinde ich die Sandbilder zur Deutschen Einheit von Svetlana Telbukh, die bei der Feier in Kiel in einem Film gezeigt wurden. Sie zeigt die Entwicklung und den Spannungsbogen der 30 Jahre künstlerisch brilliant, von der Trennung durch den einst Eisernen Vorhang über das immer mehr Zusammenwachsen und Gemeinsame bis hin zur schönen, bürgernahen und von Inhalten getragenen Einheitsfeier am 3. Oktober 2019 in Schleswig-Holstein.

Kanzlerin: Wir sollten die SED-Opfer nie vergessen
Ökumenischer Gottesdienst in der Kirche Sankt Nicolai, Festakt in der Sparkassen-Arena und Bürgerfest an der Kiellinie – Schleswig-Holstein und Kiel im Mittelpunkt der Einheitsfeier. Als Moment des Glücks bezeichnete Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel beim Festakt Mauerfall und Einheit. Sie würdigte besonders die Opfer: „In dieser Stunde möchte ich ganz besonders der Opfer der SED-Diktatur gedenken – sie sollten wir nie vergessen, auch an einem Tag der Freude wie heute.“ Bundesratspräsident Daniel Günther hob hervor, auch angesichts der bewegenden Bilder von vor 30 Jahren stehe die Einheitsfeier unter dem Motto „Mut verbindet“. Er appellierte, selbst wieder etwas mutiger zu werden.

„Egon, mach die Grenze auf, es hat keinen Zweck mehr“ – so soll es nach den Worten von Alexander Schalck-Golodkowski zur Öffnung der Mauer am 9. November 1989 gekommen sein
Dass in der DDR und im Ostblock viel in Bewegung war, dass die Diktaturen um ihre Macht kämpfen musste, dass die Bürger Freiheit, Demokratie und Wohlstand wollten, das war seit längerem zu erkennen. Michail Gorbatschow, der mit Glasnost und Perestroika die Sowjet-Alleinherrschaft der kommunistischen Partei zu retten versuchte, hatte bei seinem Besuch in der DDR Anfang Oktober 1989 Erich Honecker und dessen Vertraute zum politischen Abschuss freigegeben. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ – das war so deutlich, dass es niemand überhören konnte.
Und seit Monaten hatte es, wie wir später erfuhren, geheime Gespräche von Politbüromitgliedern gegeben, wie mit einer sanften Revolution die völlig marode, am Boden liegende Wirtschaft noch etwas länger über die Runden gerettet werden könne. Alexander Schalck-Golodkowski hat mir einige Jahre später bei einem mehrere Tage dauernden Interview am Tegernsee dazu einiges berichtet.
Einige sahen die Katastrophe kommen – die Stasi hatte in einem Geheimbericht die fast ausweglose wirtschaftliche Situation dargestellt -, andere wie Honecker und sein für die Wirtschaft zuständiger vertrauter Genosse Mittag träumten nach wie vor und gingen vorzugsweise lieber zu Jagd. Die Opposition im Land hatte sich seit Jahren formiert und wurde stärker. Ausbürgerungen, hartes Stasi-Durchgreifen und immer neue Einschüchterungen konnten aber die Entwicklung nur verzögern.
Dennoch – mit dem Fall der Mauer rechnete man an diesem 9. November 1989 nicht. Zu zementiert schien immer noch das SED-System. Wie meist war ich auch an diesem Abend nach Produktion der 2. Ausgabe der WELT, die um 19.30 Uhr des Tages in Druck ging, noch im Produktionsraum.
Dann die Nachricht. Meine Kolleginnen und Kollegen und ich waren wie elektrisiert, jubelten. Wie im Bundestag, wo die Nationalhymne angestimmt wurde, wir hatten natürlich Fernsehen an. Was für ein Augenblick, was für eine Stunde, was für ein Jahr, was für ein Jahrhundert. Die Mauer fällt – woran ich immer geglaubt habe. In meiner Zeit als JU-Landesvorsitzender in den 70er Jahren war es eine Selbstverständlichkeit, dass wir gegen die Mauer und für die Deutsche Einheit demonstrierten.
In der WELT-Redaktion ging es sofort an diesem Abend an die Arbeit, in Deutschland war die erste Stunde auf dem Weg zur Einheit angebrochen. Wie kam es zum Mauerfall? Handelte ein Stasi-Offizier eigenmächtig? Daran glaube ich nicht, das hätte kein Stasi-Offizier gewagt. Viel glaubwürdiger erscheint mir, was mir Alexander Schalck-Golodkowski sagte: Er habe neben Egon Krenz gesessen und diesem am Abend gesagt: Egon, mach die Grenze auf, es hat keinen Zweck mehr. Ich habe Schalck-Golodkowski als einen sehr intelligenten, klugen Analytiker kennen gelernt.
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Werner Kalinka erlebte den Fall der Mauer in der Zeit als Redakteur der WELT in Bonn.
Drei spannende Stunden zum Mauerfall und zur Einheit
Wo stehen wir 30 Jahre nach dem Fall der Mauer? Was führte zum Ende von SED und Mauer? Wie funktionierte das MfS, „Schild und Schwert“ der SED-Diktatur? Auf Einladung von MdB Melanie Bernstein haben der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU), Roland Jahn und ich unter der Leitung des Historikers Tinko Weibezahl auf dem sehr gastlichen Hof Viehbrook unter Einbeziehung der Gäste drei Stunden informiert und diskutiert. Viele Aspekte wurden erörtert. Zuvor hatte Pastorin Ulrike Egener von der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Bornhöved in einer Andacht in der historischen Schmiede an die Ereignisse erinnert, auch mit eindrucksvollen persönlichen Schilderungen.
„Unrecht währt nicht ewig – der Fall der Mauer zeigt es“
„Das Gerüst unserer Gesellschaft ist die Demokratie. Ihre Eckpfeiler müssen immer wieder erkämpft und gesichert werden. Der Mauerfall und die Einheit sollten Ansporn sein, sich für die Demokratie aktiv zu engagieren“, so der Plöner CDU-Kreisvorsitzende Werner Kalinka MdL auf der Veranstaltung der CDU, der Senioren-Union und der CDA zu 30 Jahren Mauerfall im „Giekauer Kroog“. Zuvor hatten die 130 Gäste an einer Andacht in der St. Johannes-Kirche mit Pastor Günther Suckow teilgenommen.
Es sei den Bürgern in der DDR, die sich nicht mit SED-Unrecht und Unfreiheit abfinden wollten, zu verdanken, dass Mauer und SED eingestürzt seien. Der Abgeordnete und Buchautor („Stasi und kein Ende, 1991; „Schicksal DDR“, 1997): „Unrecht währt nicht ewig – der Fall der Mauer zeigt es.“
Besonderer Dank gebühre den Bundeskanzlern Helmut Kohl und Willy Brandt, zu deren politischen Visionen immer die Einheit gehört habe, wie auch den USA und insbesondere deren Präsidenten Ronald Reagan („Herr Gorbatschow, öffnen Sie die Mauer, 1987) und George Bush. Zudem natürlich dem früheren Sowjet-Präsidenten Michail Gorbatschow („Glasnost und Perestojka“), der den Sturz der SED nicht verhinderte („Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“) und der Einheit zustimmte.
Kalinka: „Mit der brutalen Stasi wurde die SED-Diktatur lange gesichert. Millionen Bürger wurden bespitzelt, Menschenrechte wurden missachtet, es wurde misshandelt, Kinder wurden den Eltern zwangsweise weggenommen, Wahlen wurden hemmungslos manipuliert, die Justiz war SED-gelenkt, es gab Zwangsumsiedlungen, Enteignungen, Mauer, Stacheldraht, Schießbefehl, es gab Aufträge zu Morden, Hilfe für Terroristen aus dem Westen. So etwas darf nie wieder geschehen.“
In einer gleichfalls sehr interessanten Gesprächsrunde unter der Leitung der Kreisvorsitzenden der Senioren-Union, Helga Jessen, schilderten Renate und Alfred Kostbade ihre dramatische Flucht über die Ostsee von Kühlungsborn nach Fehmarn. Karl-Heinz Fahrenkrog berichtete über den Aufbau einer funktionierenden Polizei, Ilse Paetow über Kirche und Landleben vor und nach der Wende. Michael Schulz sprach über das Schicksal der Opfer an der Grenze, Buchautor Helmut Stephan (Buch „Zerrissene Spur“) über seine Flucht und Leiden. Lothar Obst legte dar, wie 1976 von DDR-Seite aus Michael Gartenschläger erschossen wurde, der zuvor die Splittermine SM 70 abgebaut hatte. Eine besonders verletzende Mine, deren Existenz die SED-Spitze bis dahin strikt geleugnet hatte.
Eingangs hatten der Landesvorsitzende der Senioren-Union, Wolfgang Börnsen, Kreispräsident Stefan Leyk, Ortsvorsitzender Hauke Stenzel und die Vorsitzende der S-U Mecklenburg-Vorpommern, Helga Karp, die Bedeutung des Mauerfalls und eigene Erlebnisse beeindruckend geschildert. Zu den Gästen zählten Bürgermeisterin Hildegard Mersmann und Bürgermeister Tade Peetz, die in ihren Gemeinden Mönkeberg und Heikendorf tags zuvor mit eigenen Veranstaltungen an den Mauerfall vor 30 Jahren erinnert hatten. Umrahmt wurde die Veranstaltung in Giekau von der Musikgruppe „Handgemacht.“