Die Zahl ihrer Sendungen hat inzwischen nahezu inflationären Charakter angenommen: die „politischen“ Talkshows. Kaum ein Thema wird ausgelassen.
Und sie kommen fast jeden Tag. Mal auf dem einen, mal auf dem anderen Sender. Immer schön abwechselnd. Damit die Zuschauer auch ja nicht den Spaß verlieren.
Gegen gute – und auch locker präsentierte – Formate hat ja niemand etwas. Was wir aber inzwischen erleben, ist häufiger werdendes mehr oder weniger fundiertes Gequatsche über alles, von dem man meint, dass es die Themen der Bürger sind oder sein sollten.
Man fällt sich ins Wort, streitet künstlich heftig. In der Tiefe ausdiskutieren – dies bleibt viel zu oft auf der Strecke. Kurze Antworten werden abverlangt – immer schön einfach.
Und da wundern wir uns, dass immer mehr Bürger einen Rochus „auf die Politik“ bekommen. Wo doch alles so simpel ist, die Politiker es aber „nicht können“.
Natürlich liegen die Gründe für Politikverdrossenheit nicht nur hier. Aber Oberflächlichkeits-Sendungen treten dem nicht entgegen. Stattdessen beflügeln sie Stimmungen.
Immer weniger im Fernseh-Angebot: Die kritischen, fundierten, investigativen und damit aufdeckenden Sendungen. Wohltuend, wenn „SPIEGEL-TV”, „Report“, „Panorama“ oder „Fakt“ Informationen vermitteln und Hintergründe aufdecken, von denen man noch nichts gehört hat. Dies tut denen, über die berichtet wird, zuweilen auch richtig „weh“. Nicht die Talkshows.
Nicht zu vergessen: wir reden im öffentlich-rechtlichen Bereich auch über Gebührengelder. Talkshows kosten Geld, und vermutlich nicht wenig. Im Abspann ist übrigens manchmal zu lesen, dass die Sendungen von separaten Produktionsfirmen erstellt werden. Warum eigentlich?
Nehmen wir also mal jene künftig kritischer unter die Lupe, von denen man meint, sie seien die Sachwalter kritischen politischen Interesses. Es wird der medialen und der politischen Kultur förderlich sein.