Die erschütternden Ereignisse in Japan werfen nicht die Frage auf, ob auch in Deutschland nachhaltig Konsequenzen zu ziehen sind. Sie lassen nur die Beantwortung der Frage zu, wie tiefgreifend diese sein werden und sein müssen.
Denn daran kann doch kein Zweifel bestehen: Ist Kernkraft im hochindustrialisierten und hochspezialisierten Japan in extremsten Situationen nicht sicher, dann ist sie dies auch in anderen Teilen der Welt nicht. Naturkatastrophen, Terrorgefahren und menschliches Versagen sind einige Stichworte. Je schneller und früher der Ausstieg aus der Kernenergie gelingt, desto besser. Die Ereignisse in Japan berühren die Fragen nach der Wert- und Sinnhaftigkeit des menschlichens Daseins. Die WELT am SONNTAG kommentierte treffend: „Ein schwarzer Tag im Kalender der Menschheit.“
Die Bundeskanzlerin und der Bundesumweltminister haben schon sehr schnell nach dem Erkennbarwerden der Dimension der Ereignisse in Japan wichtige Signale gesetzt. Diese müssen konsequent umgesetzt werden. Auch international, denn ein Umdenken und Abschalten nur in Deutschland reicht nicht. Deutsche Initiativen dazu sollten beginnen. Allerdings: Die Verlängerung der Laufzeiten durch die Politik in Berlin im vergangenen Jahr werfen einen langen Schatten – so wird dies selbst zum Teil von den Mitgliedern der Union gesehen.
Seit 2007 sind in Krümmel und Brunsbüttel rd.700 Millionen Euro investiert worden. Beeindruckende Zahlen. Aber nicht dafür, dass die Meiler wieder anfahren dürfen, sondern dafür, wie die Situation war. Die Summen waren und sind notwendig für einen genehmigungsfähigen Zustand gewesen. Der aber schon vor Japan offenbar noch nicht gegeben war. Das endgültige Aus für Krümmel und Brunsbüttel wäre nur folgerichtig.
In den nächsten 3 Monaten werden alle Kernkraftwerke überprüft. Danach wird über den Weg des geordneten, aber auch zeitlich realistischen Ausstiegs und weitere energiepolitische Folgerungen zu entscheiden sen. Stärkerer Ausbau alternativer Energien und der Stromnetze sind zwei Stichworte. Dazu wird auch gehören müssen, dass mancherorts auch über mehr Kompromißbereitschaft in diesen Bereichen nachgedacht werden muß. Dauerhafte Lösungen mit alleinigen „Tunnelblicken“ sind nicht möglich. Immer nur „Nein” geht nicht.
Schleswig-Holstein geht seit mehr als 2 Jahrzehnten den Weg der energiepolitischen Wende.
0,8 Prozent der Landesfläche waren bislang für Windenergie ausgewiesen, künftig werden es 1,5 Prozent sein. Bei den Entscheidungen des Landtages und der Landeregierung 2010 über den neuen Landesentwicklungsplan wurden dazu die Weichen gestellt. 2020 sollen 6 Off-Shore Anlagen in Betrieb sein – sie würden den gesamten Energiebedarf für S-H decken.
Würden Kemkraftbetreiber für Endlagerung und Polizei-Sicherung der Transporte zahlen müssen, sähe auch deren Kostenrechnung ganz anders aus. Ganz zu schweigen davon, dass Atomkraft nicht versichert wird. Und auch dies hat einen Grund: die zu hohen Kosten.