Es gibt immer mehr Opfer

Täglich gibt es in den Medien erschreckende Meldungen über Gewalttaten. Sie lassen das Bild einer zunehmend roheren und gefühlskälteren Gesellschaft entstehen. Körperliche Auseinandersetzungen haben Formen, von der viele Ältere sagen: „das hat es früher nicht gegeben.“

Tatsächlich liegen die Fallzahlen der Gesamtkriminalität in Schleswig-Holstein nach der Polizeilichen Kriminalstatistik 2010 (PKS) mit ca. 221.000 Delikten auf dem niedrigsten Stand seit 1981. Ein Rückgang um 8,8 % gegenüber 2009. Die Aufklärungsquote von 50 Prozent ist die höchste in Schleswig-Holstein seit 30 Jahren.

Wie passt beides zusammen?

Aufschluss gibt der 3. Opferschutzbericht der Landesregierung für Schleswig-Holstein, Drucksache 17/1937. 200 Seiten stark, mit Zahlen, Statistiken, Tendenzen, Rechtsgrundlagen, Präventionsmaßnahmen und Hilfestellungen zum Opferschutz. Wichtig ist die Unterscheidung von „Fallzahlen“ (Straftaten) und „Opferzahlen“, Seite 27:

„Die erfassten Opferzahlen korrespondieren in der Rückschau nicht mit der Entwicklung  der erfassten Fallzahlen der PKS in Schleswig-Holstein. Während die erfassten Fallzahlen in den vergangen Jahren eher stagnierten, in den Jahren 2009 auf 2010 sogar deutlich sanken, zeigte sich bis zum Jahr 2008 ein kontinuierlicher Anstieg der Opferzahlen, die seitdem nur moderat rückläufig sind.

Aus der polizeilichen Wahrnehmung spricht diese Entwicklung zwar für einen Rückgang der Gesamtkriminalität, zugleich aber auch für eine andauernde, bisweilen sogar zunehmende Beeinträchtigung höchstpersönlicher Schutzgüter wie Freiheit, Leben, Gesundheit oder sexuelle Selbstbestimmung durch die quantitative Verlagerung des Kriminalitätsaufkommens zwischen den Deliktsfeldern. („weniger Eigentumskriminalität – mehr Gewaltkriminalität“; vgl. dazu die Übersichten „Brennpunkt Gewalt? – 10-Jahres-Überblick (2001 – 2010)“ und „Gewaltkriminalität in Schleswig-Holstein“ im Anhang dieses Berichts).“

 

Trotz sinkender Fallzahlen kann es also mehr Opfer geben. Dies illustriert zur Gewaltkriminalität auch die sog. „Häufigkeitszahl“. Sie besagt, wie viele Straftaten auf 100.000 Einwohner kommen. Die letzten zehn Jahre:

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