12. September 1987, ein Tag vor der Landtagswahl: Der NDR unterbricht am Nachmittag sein Programm, verbreitet das, was der SPEGEL in seiner Montag-Ausgabe berichten wird. Ministerpräsident Uwe Barschel selbst sei der Auftraggeber der Kampagne gegen seinen Gegenkandidaten Björn Engholm gewesen.
Viele Wähler im Land sind wie gelähmt. Sollen sie das Unglaubliche wirklich glauben? Die Wirkung aber verfehlt das Medien-Szenario nicht. Die CDU kann sogar mit der FDP nicht mehr regieren, es kommt zum Patt.Die SPD gibt sich unwissend. Sie verschweigt, daß ihr Landeschef Jansen, Engholm-Sprecher Nillus und Engholm-Anwalt Schulz sich bereits am 7 September mit dem Mann getroffen haben, auf dessen Anschuldigungen sich die Vorwürfe stützen: Pfeiffer, Medienreferent in der Staatskanzlei. Am 5. Januar 1987 hat er dort seinen Dienst angetreten, Jahre später erklärt, er habe (spätestens) bereits seit Februar 1987 nicht mehr im Sinne Barschels gearbeitet.
Die Lübecker Staatsanwaltschaft, die aufgrund von Anzeigen Engholms wie Barscheis ermittelt, kommt dem September-SPD-Pfeiffer- Kontakt bald auf die Spur. Am 7./8. Oktober 1987 sickert in Kiel das Treffen vom 7. September durch, auch Barschel erfährt davon.
Engholm spielt den Unwissenden, verschweigt, daß ihn sein Anwalt nach dem Pfeiffer-Treffen sofort informiert hat. Pfeiffer will von Engholm 1988 in einer schriftlichen Interview-Anfrage wissen, wem er den Weg an die Spitze des Landes verdanke.
Im Herbst 1988 treffen sich Nillus und Pfeiffer, dieser erhält rd. 20 000 Mark. Im nächsten Jahr gibt es noch einmal Geld für Pfeiffer: Heinz-Werner Arens (SPD), Vorsitzender des 2. Parlamentarischen Untersuchungsausschusses, später Landtagspräsident, in einem Interview der „Kieler Nachrichten“ vom 13. Oktober 2007: „Schweigegeld“. Pfeiffer habe nach dem 1. Untersuchungsausschuss schließlich genug gegen die SPD in der Hand” gehabt.
Im Januar 1993 werden die brisanten Informationen aus Bremen übermittelt. Diese gelangen danach – aus Bremen – auch an die Staatsanwaltschaft und an den STERN. Engholm tritt im Mai 1993 zurück, allerdings (nur) sein Wissen über den 1987-September-Kontakt einräumend.
Am 15. Oktober 2007 ist im SPIEGEL Brisantes zu lesen. Schon in der ersten Augusthälfte 1987 habe Engholm einem SPIEGEL-Redakteur einiges von dem erzählt, was zum Tag der Landtagswahl explodierte. Erste Augusthälfte 1987! Als wahrscheinlich war natürlich schon seit langem von Affären-Experten angesehen worden, daß Engholm schon zu diesem Zeitpunkt informiert war. Jetzt lüftet der SPIEGEL den Engholm-Schleier, pünktlich zum 20. Jahrestag der Geschehnisse.
Wann hatten Pfeiffer und Nillus sich erstmals getroffen? Am 7. September 1987, wie zunächst nur eingeräumt? Nein, – inzwischen nachweisbar – erstmals am 16. Juli 1987. Weitere Treffen folgten am 21. und 27. Juli sowie am 3. August 1987.